Klinikareal
Klinikareal wird neues Wohnquartier
Stadt nutzt Entwicklungschancen des ehemaligen Klinikareals
Für einen Euro hatte die Stadt Homberg (Efze) das ehemalige Klinikareal mit allen Aufbauten an der Melsunger Straße von der Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken GmbH gekauft. Dafür entschieden sich die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 20. Mai 2021. Eine Entscheidung für eine einmalige Entwicklungschance. Denn auf dem Areal soll zukünftig mit nachhaltigem ökologischen Wohnen in verschiedenen Gebäudeformen und neuen sozialen und medizinischen Versorgungsstrukturen ein neuer Stadtbereich entstehen.
Auf Grundlage entsprechender Beschlüsse der städtischen Gremien wurde vorher ein Moderationsprozess über die Frage zur Annahme des Kaufangebots und zum Entwicklungspotential des Geländes initiiert. Zugleich wurden verschiedene fachliche Untersuchungen, insbesondere zur Beurteilung der Schadstoffbelastungen der ehemaligen Klinikgebäude, durchgeführt. Die Zwischenergebnisse wurden im Rahmen einer Videokonferenz den interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt und mit ihnen diskutiert. Im Anschluss bestand auf der Website homberg-gestalten.de die Möglichkeit, an einer Bürgerbefragung teilzunehmen sowie Anregungen und Ideen in einer sogenannten Wikimap zu notieren.
Nach gegenwärtigem Erkenntnisstand müsste die Stadt für die Entwicklung des ehemaligen Krankenhausgeländes einen nicht refinanzierbaren Entwicklungskostenanteil aufbringen. Jedoch wäre die Alternative, das Areal weiter sich selbst zu überlassen und damit den Bereich unentwickelt zu lassen. Die Stadtverordneten entschieden sich mit dem Kauf, in die Zukunft der Stadt zu investieren.
In Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro „Bankert, Linker und Hupfeld“ aus Kassel wurde ein Städtebauliches Entwicklungskonzept für das ehemalige Klinikareal erarbeitet. Neben den regulären Bestandsanalysen wurden auch umfangreiche Schadstoffuntersuchungen durchgeführt. Im Rahmen eines vielfältigen Beteiligungsverfahrens mit digitaler Informationsveranstaltung am 24. März 2021 sowie einer Onlineumfrage wurden Entwicklungsszenarien erarbeitet.
In einer weiteren digitalen Informationsveranstaltung am 14. Juli 2021 fand die Abschlusspräsentation zum städtebaulichen Entwicklungskonzept statt. Aktuell geht die Projektentwicklung weiter.
Für den aktuellen Aufbau der Projektstruktur und die Verfahrensbegleitung wurde das Architekturbüro „ANP Architektur- und Planungsgesellschaft mbH“ beauftragt. Für eine zügige Entwicklung des gesamten Projekts, ist neben der externen Verfahrensbegleitung insbesondere eine verwaltungsinterne Projektleitung wichtig. Daher wurde im Dezember 2023 eine neue Projektstelle besetzt.
Machbarkeitsstudie zum Hauptgebäude
Die Machbarkeitsstudie für das Hauptgebäude befindet sich aktuell im Abschluss. Das dafür benötigte Erschließungs- und Mobilitätskonzept liegt nun vor, weshalb die Machbarkeitsstudie fertiggestellt werden kann. Darüber hinaus wurde im Rahmen der Bestandserfassung des Hauptgebäudes herausgefunden, dass es in 1997 Einwirkungen durch betonschädlicher Chemikalien im Kriechkeller gab. Laut Bauanträgen und Gutachten sollen diese wohl behoben worden sein. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich aber noch nicht feststellen, ob die Schäden damals komplett beseitigt wurden.
Da dies maßgeblich für die statische Sicherheit des Gebäudes ist, ist eine Überprüfung des Kriechkellers in Gang gesetzt worden. Aktuell werden dafür diverse Sicherheitsvorkehrungen und Vorarbeiten durchgeführt. Hierzu soll auch das Amt für Arbeitsschutz hinzugezogen werden. Somit verzögert sich die Fertigstellung der Machbarkeitsstudie.
Erarbeitung eines Mobilitätskonzepts
Ein weiterer wichtiger Baustein zur nachhaltigen Entwicklung des neuen Wohnquartiers ist die Erarbeitung eines Mobilitätskonzeptes. Um die Mobilität bestmöglich und unter Berücksichtigung des Schutzes von Umwelt und Klima zu gewährleisten, sind Maßnahmen zur Vermeidung des motorisierten Verkehrsaufkommens, seine Verlagerung hin zu klimafreundlicheren Mobilitätsformen notwendig.
Darüber hinaus ist die gesamte Erschließungssituation des Quartiers von großer Bedeutung. Folgende Einzelbausteine sind für die Erarbeitung eines nachhaltigen Verkehrskonzepts wichtig:
- Ein gutes Fuß- und Radwegenetz
- Eine gute Zugänglichkeit zum ÖPNV mit einer hohen Bedienungs- und Erschließungsqualität
- Die Förderung von Elektromobilität. Gute Rahmenbedingungen für die Lademöglichkeiten von Elektrofahrzeugen
- Integration von Leihsystemen (CarSharing, PedelecSharing) und Mobilitätsstationen im Straßenraum, um den Wechsel und das Kombinieren von Verkehrsmitteln zu erleichtern
- Flächengerechte Ausgestaltung des Straßenraumes mit Aufenthaltsqualität
- Restriktionen für den Durchgangsverkehr (z.B. Lkw-Verbot, Tempo-30-Zonen, Spielstraßen)
- Gestaltung von autofreien Wohnwegen
- Umgang mit ruhendem Verkehr, um den Flächenverbrauch für den MIV zu minimieren (z.B. Quartiersgaragen).
Das Mobilitätskonzept wurde im Sommer 2024 fertiggestellt.
Rückbaukonzept für das Schwesternwohnheim I und OP-Trakt
Zur Vorbereitung der Abbrucharbeiten der Nebengebäude entlang der Melsunger Straße und des ehemaligen OP-Trakts wurde bereits in bestimmten Teilbereichen ein Pflegeschnitt der Gehölze vorgenommen. Darüber hinaus soll für die Entrümpelung des Schwesternwohnheims I und OP-Trakts eine Ausschreibung auf den Weg gebracht werden. Hierfür sind die Abstimmungen mit dem Amt für Arbeitsschutz ebenfalls erforderlich.
Fördermittel und Haushalt
Auf Grundlage des Workshops im September 2022 wurde in Zusammenarbeit mit den Planungsbüros ANP und GTL-Landschaftsarchitektur aus Kassel für das Förderprogramm „Anpassung urbaner Freiräume an den Klimawandel“ im Herbst 2022 eine Projektskizze eingereicht.
Im Rahmen des Programms werden unter anderem die Ertüchtigung von Park- und Grünanlagen, die Entsiegelung, die Begrünung von Frei- und Verkehrsflächen oder Maßnahmen zur Stärkung von Biodiversität gefördert. Die Projektskizze der Stadt Homberg (Efze) befindet sich leider nicht unter den ausgewählten Förderprojekten.
Mit der Projektskizze wurde dennoch eine gute Grundlage erarbeitet, die zukünftig auch für andere Förderaufrufe eingesetzt werden kann. Die Verwaltung ist weiterhin bemüht Fördermittel für das Projekt zu akquirieren. (di/js)