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Klima- und hochwasserschutz

Renaturierungsmaßnahme der Ohe bei Cassdorf

Neue Wasserläufe und Teiche fördern die Artenvielfalt

Der Fluss Ohe bei Cassdorf hat sich in das Gelände bis zu dreieinhalb Meter eingetieft und verfügt damit nicht mehr über eine Anbindung an die Aue. Damit sind dem Fluss die eigendynamischen Entwicklungsmöglichkeiten genommen. Um jedoch die Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinien zu erfüllen, wird die Ohe jetzt renaturiert, damit sie wieder in einen guten Zustand kommt. Bis jetzt verfügt die Ohe nur über einen gestreckten Lauf, der nur eine monotone Fließgeschwindigkeit mit einem zu hohen Sohlgefälle zulässt und der Fluss weist eine geringe Breitvarianz auf.

Die Renaturierungsmaßnahmen haben zum Ziel, dass durch das Abgraben des Vorlandes und Anlegen neuer Gewässerläufe sich Gewässer wieder eigendynamisch entwickeln, regelmäßig über die Ufer treten und Vorland vernässen kann. Es soll sich ein Auwald mit natürlicher Artenzusammensetzung etablieren (Erlen, Weiden, Schilfgürtel, Feuchtwiesen). Die Vernässung des Vorlandes sorgt für eine erhöhte Grundwasserneubildung.

Durch angepasstes Sohlgefälle bleibt der Wasserstand in Niedrigwasserphasen höher. Bei Hochwasser kann sich die Ohe schadlos ausdehnen und Wasser zwischenspeichern.

Laich- und Überwinterungshabitate für diverse Fische entstehen

In den neuen Gewässerläufen sind Sohle und Ufer sehr dynamisch und entwickeln sich ständig weiter. Tiefe Ausspülungen (Kolke) und Flachwasserzonen entstehen, Laich- und Überwinterungshabitate für diverse Fische, wie Forelle, Äsche, Schmerle, und Gründling bilden sich neu. Die unter Naturschutz stehende Groppe lebt in der Ohe und hat in der Renaturierung einen neuen Lebensraum.

Für auf das Wasser angewiesene Vögel und Amphibien sind vor allem die entstehenden Teiche, Feuchtflächen und Flachwasserzonen interessant. Es entstehen neue Lebensräume für Flussregenpfeifer, Wasseramsel und Eisvogel. Fledermäuse finden über dem Gewässer ausreichend Insekten.

Die Maßnahme

Das Vorland wird auf einer Fläche von ca. 14.000 Quadratmetern um 1,0 bis 2,0 Meter herabgesetzt und die Kiesschicht freigelegt. In den Kies werden dann neue, geschwungene Gewässerläufe modelliert und die Ohe somit in die Fläche geleitet. Der bestehende Lauf wird verplombt, wodurch Altarme entstehen. Mehrere, bis 300 Quadratmeter große Teiche werden angelegt. Die neuen Gewässerläufe liegen nur 0,5 bis 1,0 Meter unter dem umliegenden Gelände, sodass die Ohe regelmäßig über die Ufer treten kann. Die Läufe werden zwischen 5 und 10 Meter breit, wodurch ein abwechslungsreiches Strömungsbild entstehen kann.

Das anfallende Erdmaterial, ca. 21.000 Kubikmeter ist fast vollständig in der Landwirtschaft verwertet worden. Eine enge und gute Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Landwirten hat dies möglich gemacht. Der Boden wurde auf Felder in Caßdorf und Lützelwig gestreut. Bisher musste kein Boden entsorgt werden.

Im Ufer wurden nicht standortgerechte Pappeln entnommen. Das Holz wird als Totholzelemente in das Gelände eingebaut.

Darüber hinaus wird auf Höhe des ehemaligen Sportplatzes Caßdorf ein Totholzfang errichtet. Dieser soll in Zukunft angeschwemmtes Holz vor der Ortslage auffangen, wo es dann vom städtischen Bauhof entnommen werden kann.

Bodenschonende Baufahrzeuge im Einsatz

Zum Einsatz kamen zwei Bagger mit bis zu 32 Tonnen, zwei Kettendumper für den bodenschonenden Erdtransport innerhalb des Baufeldes und bis zu 5 Traktoren mit Mulden und LKW zum Bodentransport auf die Felder. Dort wird das Material mit einer Raupe oder Traktor mit Schiebeschild verteilt.

95 Prozent Förderung vom Land Hessen

Die Maßnahme wird mit einer Förderung von 95 % durch das Land Hessen finanziert. Durchgeführt wird die Maßnahme von der Firma RK Landschaftsbau aus Dittersdorf. Die Planung wurde durch die Weber Ingenieure aus Homberg (Efze) durchgeführt. Die Untere Wasserbehörde und die Untere Naturschutzbehörde beteiligten sich an diesem Projekt. (di)