Demonstration Mach Dich strack!
600 Menschen machten sich strack für die Demokratie!“
Gegen Bedrohung und Auflösung der Demokratie
Die Stadt Homberg (Efze) und der Ev. Kirchenkreis Schwalm-Eder wollten am Samstag, den 23. März 2024 zusammen mit dem Landkreis und anderen Unterstützern auf dem Homberger Marktplatz ein Zeichen gegen Rechtsextremismus setzen. Und das taten sie. 600 Demonstrierende für die Demokratie aus dem gesamten Schwalm-Eder-Kreis waren gekommen. Dabei demonstrierten die Menschen auf der Grundlage eines geschichtlichen Bewusstseins. Denn der 23. März ist der Gedenktag des Ermächtigungsgesetzes (23.03.1933). Dieses Gesetz hatte die Abschaffung der Demokratie durch die Nationalsozialisten zum Ziel und gegen eine aktuelle Gefährdung und Abschaffung der Demokratie demonstrierten aktuell 91 Jahre nach Inkrafttreten dieses Gesetztes alle Teilnehmenden. Damit so etwas nie wieder passiert.
Als Redner waren gekommen:
- Hombergs Bürgermeister Dr. Nico Ritz
- Dekanin Sabine Tümmler
- Erster Kreisbeigeordneter Jürgen Kaufmann
- Lisa-Marie Baumgart, Kreisschulsprecherin Schwalm-Eder
- Yasmin Kuczera, Vorsitzende der Region Süd der gewählten Evangelischen Jugendvertretung des Kirchenkreises Schwalm-Eder und
- Theresa Schmidt, die Bundesvorsitzende der Landjugend aus Schönborn.
Unter dem Motto „Mach´ dich strack für die Demokratie!“ warben alle auf der Grundlage der freiheitlichen demokratischen Grundordnung für Gleichheit, Freiheit, Gewaltfreiheit und Gemeinschaft im sozialen Miteinander. Dabei wurden sie von den 600 Teilnehmenden mit viel Applaus unterstützt.
Dr. Nico Ritz: „Die freiheitliche Grundordnung ist die Basis für das Zusammenleben und derzeit gefährdeter denn je. Was es bedeutet, die Demokratie abzuschaffen, hat man bereits einmal erlebt. Wir müssen wehrhaft bleiben.“
Dekanin Sabine Tümmler: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Alle Menschen sind gleichwertig und würdig“. Dies ist eine zutiefst christliche Botschaft, die auch die Kirche vertritt. Wir können aus der Geschichte lernen. Nie wieder ist jetzt.“
Erster Kreisbeigeordneter Jürgen Kaufmann: „Am 23. März 1933 hebelten die Nazis mit dem Ermächtigungsgesetz die Demokratie aus. Sie übertrugen Hitler die Macht in einem damals scheinbar demokratischen Akt. Das ist ein großer Irrtum gewesen und darf sich nicht mehr wiederholen. Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaat müssen immer wieder aufs Neue verteidigt werden.“
Dierk Glitzenhirn vom Evangelischen Forum: „In Deutschland leben Menschen aus fast jedem Land dieser Erde und das ist toll so. Die Erzählung von den reinen Deutschen ist absurd. Parteien, die die Menschenwürde nicht achten, verdienen keine Unterstützung.“
Auch junge Menschen hatten die Möglichkeit, auf der Marktplatzbühne zu sprechen: Kreisschulsprecherin Lisa- Marie Baumgart, Yasmin Kuczera von der Kirchenkreisjugend und Lukas George von der Landjugend. „Die Landjugend ist bunt, nicht braun“, sagte Lukas George.
Der historische Hintergrund des Ermächtigungsgesetzes:
Das konkrete Datum verbinden wir mit der Erinnerung an das Ermächtigungsgesetz vom 23. März 1933, bei dem der Deutsche Reichstag die Gewaltenteilung aufhob und die gesetzgebende Gewalt vollständig auf die neue Reichsregierung unter Adolf Hitler übertrug. In rasender Geschwindigkeit schlossen sich die nächsten Schritte zur Errichtung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft an. Am 31. März 1933 wurde das erste Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich verabschiedet. Die kommunale Selbstverwaltung und Landtage wurden aufgelöst und neue Regierungen eingesetzt. Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 führte zur Entlassung bzw. Zwangspensionierung jüdischer und linker Beamter und brachte missliebige Mitbürgerinnen und Mitbürger schon früh um die Grundlagen ihrer Existenz.
So beseitigte das Ermächtigungsgesetz den Rechts- und Verfassungsstaat in Deutschland und wurde zum Anfangspunkt einer Kette beispielloser staatlich sanktionierter Gewaltakte in der deutschen Geschichte. (Text & Fotos: Uwe Dittmer)