Stadtentwicklung
Abschlusspräsentation im KOCHs: Frische Ideen für die Zukunft Hombergs
Ergebnisse wurden der Öffentlichkeit vorgestellt
Man hätte darauf keine Wette abschließen können. Eine Erfolgsgarantie für dieses Unternehmen gab es nicht. Hörte man jedoch genau hin, so sprudelte der Optimismus und die Begeisterung von Prof. Dr.-Ing. Marc Kirschbaum nur so aus ihm heraus. Der Architekt und Professor für Architekturtheorie an der School of Engineering and Architecture Heidelberg hatte das Ziel, 40 internationale Studierende in Homberg (Efze) in einem einwöchigen Workshop maßgebliche Ergebnisse erarbeiten zu lassen, die neue Impulse für die Homberger Stadtentwicklung geben. Nach der Abschlusspräsentation im KOCHs am Donnerstag, 11. Mai, kann man sagen: der Mann hat sein Ziel tatsächlich erreicht.
Zusammen mit der italienischen Professorin Eliana Martinez von der Università de Perugia leitete er diesen Intensiv-Workshop. Eine Woche lang haben 40 Studierende Fotos von Häusern und Plätzen gemacht, saßen am Computer und haben Pläne gezeichnet, Projekte und Themenfelder wie Cittàslow , Älter werden in Homberg (Efze) (Angebote schaffen), Marktcampus (Umgang mit Fachwerkhäusern und Leerständen, Häusern für das zukunftsfähige Wohnen entwickeln) , Leben in der Stadt, Mobilität (Wie umgehen mit Autoverkehr?) und Tourismus (Neue App) bearbeitet. Das Projekt wurde zudem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) begleitet und unterstützt.
Während der Abschlusspräsentation im KOCHs zeigten die Studierenden vom internationalen Masterstudiengang „Design, Build and Environment“ mit modernsten Techniken, wie sie Homberger Plätze begrünen und umgestalten würden. Dabei kam eine Fololinse von Fologram zum Einsatz mit deren Hilfe der Nutzer virtuell eingespielte Gestaltungselemente auf den realen Raum projezieren kann und heute schon sieht, wie ein Platz morgen aussieht, auch wenn das Mobiliar noch gar nicht aufgestellt worden ist. Die Umgestaltung von Plätzen und öffentlichem Raum soll eine Belebung der Innenstadt erreichen, die Aufenthaltsqualität verbessern und die Verweildauer von Menschen im öffentlichen Raum erhöhen. Visuelle Lichteffekte können aus Leerständen und dunklen Plätzen helle Räume machen. Ein temporär autofreier Marktplatz bietet Ruhe und Entspannung und erhöht die Verweildauer der Menschen auf diesem schönen Platz.
Eine andere Arbeitsgruppe präsentierte einen „Zickzack-Pfad“ von den Efzewiesen bis zum Burgberg. Es handelt sich hierbei um eine sogenannte ABC-Verbindung: Der erste Aufenthaltspunkt ist die Efzewiese (A), der zweite der Marktplatz (B) und der dritte der Burgberg (C). Dabei wurde darauf geachtet, dass die Strecke barrierefrei mit wenig Steigungen begehbar ist. Die Streckenkarte wurde durch das Einzeichnen von sozialen Begegnungsstätten an der Strecke bereichert und erweitert: eine Boulbahn, Workshop-Stationen, Entspannungspunkte, Sportgeräte und Spielmöglichkeiten im Freien.
Marktcampus: Die 5-Minuten-Stadt
Die 5 Minuten-Stadt Homberg (Efze) soll neu entstehen. Ein Konzept, in dem die Nähe von Dienstleistungen und sozialem Miteinander die tragenden Säulen bilden. Eine Arbeitsgruppe der Studierenden hat hierfür ein Spiel entwickelt, in dem die Spielerinnen und Spieler Aufgabenkarten ziehen und die dort beschriebenen Aufgaben auf dem Spielfeld der Stadt erfüllen müssen. Hierfür erhalten sie gleich zu Beginn des Spieles ein Punktekontingent von 5 Minuten in Form von Zeitmarken. In „5 Minuten“ müssen sie nun alle an sie gestellten Aufgaben erfüllen. Derjenige, der mit seinen Zeitmarken alle Aufgaben zuerst erfüllt, hat gewonnen.
Cittaslow als Fernsehshow
Eine andere Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit dem Thema „Cittaslow“ in Form einer selbst produzierten Fernsehshow. Dort wurde erklärt, was Cittaslow bedeutet und was man verbessern könnte. In der Innenstadt fehlten Arbeitsplätze, Grünflächen, Spielplätze und Kneipen. Hinter der Stadtkirche sei die Innenstadt wenig entwickelt, dort sei es abends dunkel, wenig lebendig. Dort könne man eine Bar oder ein Restaurant etablieren.
Tourismus-App mit Beacons
Die Arbeitsgruppe Tourismus machte konkrete Vorschläge für eine neue App mit einem neuen Logo. Diese App, die mit Beacons auf Bluetooth-Basis kommuniziert, ermöglicht es dem Gast, einen virtuellen Tourguide durch die Stadt zu nutzen. Stelen an exponierten Orten in der Stadt sollen über die Funktionen und die Nutzung der App informieren.
Denkanstöße zum Thema Mobilität
Mit der Frage „Wie gehen wir mit dem Autoverkehr in der Stadt um?“ beschäftigte sich die Arbeitsgruppe Mobilität. Sie wies auf verschiedene Mobilitätsmöglichkeiten hin, wie z.B. das Radfahren und Zu Fuß gehen. Außerdem sollte man abwägen, wann und ob man das Auto nicht öfter einmal stehen lässt. Sie wiesen auf die Vorteile einer autofreien Stadt hin und sprachen die schon lang diskutierten Themen wie den autofreien Marktplatz an und gingen auch auf das schon vorhandene Mobilitätskonzept ein und gaben Denkanstöße und Impulse.
Homberg (Efze) – Eine real existierende Herausforderung für Studierende
Prof. Kirschbaum würdigte die Stadt, indem er sagte, dass „was in Homberg passiert, hat einen großen Vorbildcharakter. Unsere Aufgabe ist eine real existierende Herausforderung für die Studierenden aus der ganzen Welt.“ Dabei griffen die Studierenden natürlich auf schon in Homberg Erarbeitetes zurück, halfen mit ihren Ideen jedoch einiges zu konkretisieren und neue Impulse und Ideen einzubringen, wo noch Lücken bestanden.
Bürgermeister Dr. Nico Ritz sah in der Summer School die Chance, „Stadtentwicklung zukunftsorientiert zu diskutieren“, denn alle hätten in ihren Städten eine „Riesenherausforderung“. Prof. Kirschbaum: „Homberg hat baulich eine herausragende Qualität. Hier werden viele Projekte mit viel Mut angegangen. Hier gibt es eine fortschrittliche Politik, die Impulse setzt. Mein Dank gilt Bürgermeister Dr. Nico Ritz, Helene Peters, Stadtplaner Markus Staedt und Innenstadtkoordinator Peter P. Schmidt für die gute Zusammenarbeit.“
Und eine Erkenntnis formulierte Prof. Kirchbaum am Ende der Präsentation: „Stadtentwicklung geht nur gemeinschaftlich zusammen mit den Menschen, die hier leben.“
Was mit Gemeinschaftssinn erreicht werden kann, haben die Studierenden in dieser einen Woche eindrucksvoll aufgezeigt. Mit diesen Ergebnissen kann die die Stadt weiterarbeiten. (di)