Regionalentwicklung

Zukunftsprojekte für den Knüll vorgestellt

Neue lokale Entwicklungsstrategie 2023-27

Der Knüll macht sich auf den Weg in die neue LEADER-Förderperiode. Mit viel Beteiligung aus der Region wurde hierfür eine neue lokale Entwicklungsstrategie erarbeitet. Diese wurde am Montag, den 16. Mai in Frielendorf öffentlich vorgestellt und diskutiert.
„Idylle allein genügt nicht“, konstatiert Jonathan Linker, der zu Beginn der Veranstaltung eine kleine Gesprächsrunde moderiert dazu, was das EU-Förderprogramm für den ländlichen Raum „LEADER“ für die Regionalentwicklung leisten kann. Es brauche Menschen, die sie erkennen, die sich dafür einsetzen und bereit sind, Dinge voranzubringen. „Und diese Menschen brauchen Sichtbarkeit und Förderung. Die Vernetzungsarbeit, die verbindende Infrastruktur, die regionale Einbettung, die das Regionalmanagement im Knüll sich zur Aufgabe macht, ist ungeheuer wichtig und kann von einzelnen Akteuren nicht ersetzt und nicht erwartet werden.“ Wie und wo konkret unterstützt LEADER, fragt er seine Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner. „Private investieren eher, wenn die Struktur stimmt“, antwortet etwa Heidrun Englisch, Geschäftsführerin des Tourismusservice Rotkäppchenland. Sie lobt die Dynamik, die auch durch den Naturpark Knüll in der Region spürbar ist und beispielsweise mit der Ausschilderung der Premiumwanderwege „Fabelwege“ auch sichtbar wird. Kristina Fiand vom Kunst- und Werkhof in Großropperhausen erzählt, dass sie schon mehrfach von LEADER profitiert hat. Durch Investionsförderung auf dem eigenen Hof sowie als Ausbildung zur ehrenamtlichen Naturparkführerin. „Ich möchte für das, was ich an Unterstützung erhalten habe, etwas zurückgeben, unseren Hof öffnen, die Begeisterung für Region und Landschaft weitergeben. Indem wir erfahren, welchen Wert unsere Landschaft hat, entwickeln wir auch als Region mehr Selbstvertrauen.“ Von dem, was sich im Knüll entwickle, profitiere jede Gemeinde, erklärt Jonas Korell, Bürgermeister in Ottrau, der viele Projektideen mit eingespeist hat in die Strategie. „Wir wollen mitgestalten und insbesondere Projekte im Bereich Infrastruktur für Naherholung und Naturerlebnis umsetzen“, berichtet er. LEADER sei ein Programm, welches das Potenzial hat, alle mitzunehmen, da es von unten, also in der Region, entwickelt wird. Dr. Nico Ritz, Bürgermeister der Stadt Homberg und Vorsitzender des Zweckverbands Knüllgebiet als Träger des Regionalmanagements betont, wie wichtig die Vernetzung der Akteure und Initiativen ist. „Das ist der große Mehrwert. Es geht bei Weitem nicht nur um das Geld, das durch LEADER in die Region kommt. Die Rolle der Regionalentwicklung ist es, den Wandel aktiv zu gestalten.“
Welche Projekte und Ziele, die diesen Wandel gestalten und begleiten sollen, Bestandteil der neuen Förderstrategie sind, stellte Sonja Kunze (Büro akp aus Kassel) in einem Vortrag vor. Sie berichtet von Gesundheitsförderung und Ärzteversorgung, kulturellem Austausch in den Orten, Klimaschutz und erneuerbare Energien - dies sind nur einige der Bereiche, in denen in der LEADER-Region Knüll in den kommenden fünf Jahren Projekte entwickelt und umgesetzt werden sollen. Auch neue Konzepte für Wohnen, wie bspw. Wohnprojekte, aber auch zur Nutzung alter Gebäude mit und ohne Denkmalschutz in den Dörfern und Kleinstädten können gemeinsam entwickelt werden. Die Produktion und Entwicklung regionaler Produkte spielen im Knüll eine immer größere Rolle – gemeinsam sollen hier Wege gefunden werden, wie diese etwa noch besser vermarktet werden können. Das Naturerlebnis soll insbesondere im Naturpark Knüll noch intensiver ermöglicht werden, beispielsweise durch Wanderinfrastruktur, Naturerlebniswege und -spielplätze. Bildungsangebote für eine nachhaltige Entwicklung sollen über den Naturpark in Kooperation mit Schulen und Kitas entwickelt werden. Das Radfahren im touristischen Bereich, aber auch im Alltag wird regional besser abgestimmt und weiterentwickelt werden. Diese und zahlreiche weitere Projekte sind Bestandteil der neuen lokalen Entwicklungsstrategie, die in den vergangenen Monaten in vielen Workshops, Abstimmungsrunden und Gesprächen mit regionalen Akteurinnen und Akteuren erarbeitet wurde. Insgesamt sollen der Region Knüll in den nächsten 5 Jahren 3,36 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung stehen. Auch Projekte der Klein- und Kleinstunternehmen werden wieder von diesen Mitteln profitieren können. Am Ende der Veranstaltung nutzten die Anwesenden die Möglichkeit, über das Vergeben von Punkten ihre Lieblingsprojekte auszuwählen, die auf Pinnwänden im Saal aufgelistet waren.
Walter Glänzer, Vorsitzender des Vereins zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet e.V., der als Lokale Arbeitsgruppe im LEADER-Prozess fungiert, freut sich über das große Interesse, das durch den gut gefüllten Saal im Hotel Hassia offensichtlich ist, und dankt allen für ihre Initiativen, ihre Ideen und ihr Engagement, mit der viele Akteure die LEADER-Strategie mit entwickelt haben. Diese geht nun Ende Mai ans Umweltministerium zur Prüfung. Sie bildet die Grundlage für die Umsetzung von Projekten in der LEADER-Förderperiode 2023-2027. (Verein zur Regionalentwicklung im Knüllgebiet e.V.)