Offen für Vielfalt
Vielfältiges Nord- und Osthessen: Auch Homberg im Regierungspräsidium in Kassel geehrt
Mit dabei der Homberger EinLaden der Diakonie
Kassel/Homberg (Efze). Bei der Preisverleihung der Gewinner des kommunalen Wettbewerbs der Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ wurden heute sieben Städte und Gemeinden für ihr vorbildliches Engagement für ein vielfältiges und respektvolles Miteinander im ländlichen Raum gewürdigt. Dabei ist auch die Kreisstadt Homberg (Efze) mit dem „EinLaden am Obertor“ der Diakonie. Aus dem Kleiderladen unweit des Marktplatzes wurde ein von Ehrenamtlichen betriebenes kleines Secondhand-Kaufhaus für Kleidung und Haushaltswaren sowie ein sozialer Treffpunkt mit vielfältigen Angeboten. Der EinLaden am Obertor erhielt 4.000 € Preisgeld.
Aus über 30 Bewerbungen hatte eine Expertenjury sechs Städte und Gemeinden aus den sechs nord- und osthessischen Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, Fulda, Kassel, Schwalm-Eder-Kreis, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner-Kreis zur „Kommune der Vielfalt 2021“ gekürt. Zudem wurde ein Sonderpreis für den vorbildlichen Einsatz für demokratische Werte vergeben. Die Projekte, mit denen sich die ausgezeichneten Kommunen für mehr Teilhabe und Toleranz engagieren, sind dabei so vielfältig wie auch unsere Gesellschaft. Von interkulturellen Patenschaften über Hilfestellungen bei Aktivitäten des täglichen Lebens bis hin zum gemeinsamen Einsatz gegen antidemokratische und
rechte Strukturen – eines haben alle Projekte gemeinsam: Sie schaffen einen Raum für Begegnungen auf vielfältigen Ebenen, in welchem Dialog, Respekt und das gemeinsame Miteinander wachsen können.
Feierliche Preisverleihung im Regierungspräsidium Kassel
Der Kasseler Regierungspräsident Mark Weinmeister empfing in der Nachfolge von Regierungspräsident a.D. Hermann-Josef Klüber als Schirmherr des Wettbewerbs Vertreterinnen und Vertreter aus den Kommunen im Kasseler Regierungspräsidium, um die Preisträger gebührend zu würdigen. Insgesamt hatten sich für diesen Wettbewerb 21 Kommunen um den Titel „Kommune der Vielfalt“ sowie 13 Kommunen um den Sonderpreis für den vorbildlichen Einsatz für demokratische Werte beworben. Die große Anzahl an Bewerbungen zeigte den Initiatoren von „Offen für Vielfalt“, wie wichtig es ist, das Engagement außerhalb städtischer Ballungsräume zu unterstützen. Das große Interesse an dem Wettbewerb machte zudem deutlich, welch vielfältige und engagierte Projekte im ländlichen Raum umgesetzt werden, die das vorhandene Potential in den Kommunen zur Geltung bringen.
„Die Preisträgerinnen und Preisträger stärken mit ihren Vielfaltsprojekten das Bürgerengagement für eine lebendige Demokratie im ländlichen Raum. Sie leisten damit einen unschätzbaren Beitrag für unsere Zivilgesellschaft. Und dieses ist gerade jetzt mehr denn je gefragt“, sagte Regierungspräsident Mark Weinmeister während der Auszeichnung. „Gesellschaftliches Engagement und Vielfaltsdenken gibt es beileibe nicht nur in den Städten und urbanen Ballungsräumen; gerade auch in den Kommunen auf dem Land engagieren sich Menschen mit großem Einsatz für ihre Mitmenschen. Die heute ausgezeichneten Projekte sind dafür ein schöner Beleg.“
Kommunen als Vorbild für demokratische Werte
Das Engagement für Vielfalt auf kommunaler Ebene wurde auch auf Landesebene gewürdigt. In seinem Videogrußwort erwies Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration, den gekürten Projekten Anerkennung und Res-
pekt für ihren unermüdlichen Einsatz. Vielfalt, so der Minister, sei eine wertvolle Grundlage in einer wirtschaftlich und kulturell immer näher rückenden Welt. Das Land Hessen stehe dafür ein, dass alle Menschen die gleichen Chancen auf Selbstverwirklichung haben, denn dies sei die Basis für ein friedliches und demokratisches Gemeinwesen. Dabei hätten Staat und Verwaltung eine zentrale Vorbildfunktion. Die preisgekrönten Kommunen leisteten so einen nachhaltigen Beitrag für unsere Gesellschaft und agierten als Pioniere für diesen Preis, den die Initiative „Offen für Vielfalt“ ins Leben gerufen hat.
Der Wettbewerb „Kommune der Vielfalt“ wurde 2021 erstmalig ausgeschrieben und aus Mitteln der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert. Alle Bewerberprojekte sowie weitere Initiativen sind auf einer Landkarte der Vielfalt abge-
bildet, die auch zukünftig weiter mit Leben gefüllt wird, um die Bemühungen um Diversität und Toleranz in Nord- und Osthessen sichtbar zu machen.
„Mit diesem Wettbewerb können wir die Werte Akzeptanz, Respekt und Dialogbereitschaft durch das Engagement der Kommunen weiter stärken. Vielfalt in den verschiedensten Lebens- und Gesellschaftsbereichen auf kommunaler
Ebene bildet die Basis für den notwendigen gesellschaftlichen Zusammenhalt und stärkt unser solidarisches Gemeinwesen“, sagte Dagmar Krauße von der Initiative „Offen für Vielfalt“ über die gemeinschaftlichen Anstrengungen der
Kommunen in Nord- und Osthessen. „Wir freuen uns sehr, dass der Wettbewerb in der Region so viel Anklang gefunden hat. Mit den Preisgeldern von je 4.000 Euro können wir die Kommunen bei der Umsetzung ihrer wichtigen Arbeit unterstützen.“
Im Anschluss an die Preisverleihung waren alle Beteiligten zu einer „Vielfalts-Werkstatt“ eingeladen, um gemeinsam Ideen für zukünftige Projekte oder Aktionen zu sammeln und sich auszutauschen. Das hier geschaffene Netzwerk wol-
len die Teilnehmenden weiter nutzen und ausbauen, um Vielfalt in den Kommunen noch wirksamer und sichtbarer zu gestalten.
Die Gewinnerprojekte, Begründungen und Jury-Mitglieder im Überblick:
Kommunen der Vielfalt 2021
Schwalm-Eder-Kreis
Kommune Homberg (Efze) mit dem Projekt „EinLaden am Obertor“ des Diakonischen Werkes Schwalm-Eder
Begründung: Der „EinLaden am Obertor“ in Homberg (Efze) besteht seit 2011 und ist besonders in der Vielfaltsdimension „Soziale Herkunft“ engagiert. Aus einem Kleiderladen unweit des Marktplatzes wurde ein von Ehrenamtlichen betriebenes kleines Secondhand-Kaufhaus für Kleidung und Haushaltswaren sowie ein Treffpunkt mit vielfältigen Angeboten. Das Bezahlsystem ermöglicht Menschen mit geringem Einkommen den Einkauf von preisgünstigen Waren ohne Stigmatisierung. Beim wöchentlichen „Mittagstisch für alle“ kommen Menschen aus verschiedenen Bevölkerungsgruppen zusammen und damit können u.a. Kontakte zu haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, auch von ande-
ren sozialen Einrichtungen, geknüpft werden. Somit werden je nach aktueller Notwendigkeit auch Aktionen wie etwa gemeinsame Behördengänge oder Hilfen bei der Wohnungssuche ermöglicht. Weiterhin werden Veranstaltungen wie
interkulturelle Kochwochen, Filmabende, Diskussionen oder Ausstellungen organisiert. An zwei Tagen in der Woche findet die Lebensmittelausgabe der „Tafel Homberg“ im EinLaden statt.
Landkreis Fulda
Kommune Neuhof mit dem Projekt „Leben und Arbeiten in Neuhof“ des Vereins Leben und Arbeiten in Neuhof e.V. und der Neuhofer Zukunftsschmiede
Begründung: Mit dem Projekt „Leben und Arbeiten in Neuhof“ verfolgt der gleichnamige Verein die Vision, Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben in der Mitte der Gesellschaft zu ermöglichen. Dabei wird der Inklusi-
onsbegriff weitergedacht und alle Menschen eingeschlossen, die Barrieren im Alltag vorfinden. Indem geeigneter Wohnraum für Menschen mit Behinderung geschaffen, Begegnungen initiiert und barrierefreie Veranstaltungen organi-
siert werden, findet Inklusion auf unterschiedlichen Ebenen statt und bereichert das Gemeindeleben. Auch in Pandemiezeiten unterstützt der Verein u.a. mit digitaler Hausaufgabenbetreuung, notwendigen Fahrten oder dem Erledigen
von Einkäufen.
Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Kommune Nentershausen mit dem Projekt Initiative Brückenschlag des Partnerschaftsvereins 2000 Nentershausen
Begründung: Die Initiative Brückenschlag aus Nentershausen kann als wirklicher „Vielfalt-Verstärker“ bezeichnet werden. So beschreibt die Initiative in ihrer Bewerbung ihre Zielsetzungen: sie gestaltet den demografischen Wandel aktiv, integriert Neubürger*innen jeder Herkunft, Sprache und Religion. Die dörfliche Gemeinschaft soll gestärkt und ein solidarisches, vielfältiges und demokratisches Miteinander gefördert werden. Als überzeugende Vielfaltsangebote sind auch die Jugendbegegnungen mit der Partnerstadt Charkiw sowie das Projekt „zivilgesellschaftliche PS auf die Straße bringen“ zu werten. Beide stehen für und fördern Verständigung, Teilhabe und interkulturelle Verständigung.
Landkreis Kassel
Kommune Baunatal mit dem Projekt „Soziale Lernpaten“ und „interkulturellen Elternpaten“ des Fördervereins Stadtteilzentrum Baunsberg e.V. und der Initiative „IASA - Aufnehmen statt Ablehnen“
Begründung: Der Förderverein Stadtteilzentrum Baunsberg e.V. und die Initiative „IASA - Aufnehmen statt Ablehnen“ haben mit Ihren Projekten „Soziale Lernpaten“ und „interkulturelle Elternpaten“ Angebote geschaffen, die Menschen (wieder) in die Gesellschaft holen. Jugendliche werden unterstützt, ihre Bildungschancen und ihre soziale Kompetenz zu erhöhen. Die Erfahrung interkultureller Elternpaten ermöglicht ausländischen Familien einen begleiteten Einstieg in vorhandene Alltagsstrukturen und in die Gesellschaft. Das so gewährte Vertrauen und die Unterstützung sind elementare Bausteine für ein gelingendes Zusammenleben.
Landkreis Waldeck-Frankenberg
Kommune Lichtenfels mit dem Projekt Wind Land – partizipative Installation des Vereins zur Förderung der Windkunst und interkultureller Kommunikation
Begründung: Der Verein zur Förderung der Windkunst und interkultureller Kommunikation bringt Menschen miteinander in Bewegung und ins Gespräch durch die besondere Kombination aus Natur, Wind und Kunst. Wind ist gren-zenlos und verbindet alle Menschen. Dieses Projekt ist eine wunderbare Art sich kennen zu lernen und seine (Neue-) Heimat aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Gemeinsam ein Kunstobjekt zu gestalten, verbindet nachhaltig und führt zu einer aktiven Beziehung.
Werra-Meißner-Kreis
Kommune Sontra mit der Initiative „Runder Tisch – Kinder und Jugendliche in Sontra“ des Netzwerks Runder Tisch – Kinder und Jugendliche in Sontra
Begründung: Der „Runde Tisch – Kinder und Jugendliche in Sontra“ ist ein breit gefächertes Netzwerk aus kirchlichen und städtischen Kindertagesstätten und Schulen, die, unterstützt von Schulsozialarbeit, Polizei und der Stadt
Sontra, Kindern und Jugendlichen aller Nationalitäten Unterstützung im Bereich der körperlichen, kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung anbietet. Wesentliches Ziel der lokalen Vereinigung ist es, Kinder und Jugendli-
che aller Nationalitäten in jeder Lebenslage zu begleiten und dabei schnelle, unbürokratische und wirkungsvolle Hilfen zu leisten. Neben der Einrichtung eines Kinderhilfsfonds für sozial schwächer gestellte Familien werden auch
Mahlzeiten in Sontraer Kindergärten angeboten. Darüber hinaus entwickelt das Bündnis immer wieder neue Projekte und passt diese an aktuelle Problemlagen an.
Sonderpreis für den vorbildlichen Einsatz für demokratische Werte
Kommune Wesertal im Landkreis Kassel mit dem Projekt Wesertal ist bunt des Vereins Wesertal ist bunt e.V.
Begründung: Der Verein stellt sich entschieden extremen Gesinnungen, Hass, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung entgegen und engagiert sich mit Informations- und Bildungsangeboten für eine vielfältige, tolerante, respekt-
volle und offene Gesellschaft. Insbesondere im Bereich der politischen Bildung und Jugendarbeit hat sich der Verein gegen die Ausbreitung von Rechtsextremismus in der Gemeinde stark gemacht, nachdem ein bekannter Rechtsextre-
mer hinzugezogen ist. Mit großformatigen Bannern und dem Verteilen von Broschüren wurde ein deutliches Zeichen für demokratische Werte gesetzt und gezeigt, dass in der Gemeinde kein Platz für Rechtsextremismus und Hass ist.
Jury-Mitglieder:
Mark Weinmeister, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Kassel als Schirmherr
René Bieber, Fachbereichsleiter Arbeit und Migration des Landkreises Hersfeld-Rotenburg
Markus Claus, Vorsitzender Eschweger TSV 1848 e.V.
Frank Grasmeier, Magistrat der Stadt Baunatal
Ursula Müller, Koordinatorin des Netzwerks für Toleranz Waldeck-Frankenberg
Adriana Reitz, Integrationsbeauftragte, WIR – Koordination des Kreisausschusses des Schwalm-Eder-Kreises
Über die Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“: Im September 2018 wur-
den Menschen in Chemnitz aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder ihres Einsatzes für Demokratie zu
Zielscheiben rechter Gewalt. In Kassel ansässige Unternehmen wollten nicht länger tatenlos zusehen.
Denn unsere demokratische Gesellschaft basiert auf Werten wie Respekt, Toleranz und Dialogbereit-
schaft. Gemeinsam starteten sie die Initiative „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“. In
kurzer Zeit ist die Initiative in Nordhessen auf mehr als 30 Unternehmen und Organisationen angewach-
sen, darunter auch wissenschaftliche und kirchliche Institutionen sowie Bundesligavereine.
Mit regionalen Projekten wie dem jährlich stattfindenden Wettbewerb „Vielfalt-Verstärker“, Podiumsdis-
kussionen zu Themen wie Rechtsextremismus oder Kommunalwahlen sowie überregionalen Kampag-
nen und Städtepartnerschaften ist die Initiative inzwischen zu einem einflussreichen Akteur im Kampf
gegen Ausgrenzung, Hetze und Rechtsextremismus und für eine offene demokratische Gesellschaft ge-
worden. Für ihr Engagement erhielt die Initiative 2020 eine Bundesförderung und wurde im Jahr 2021
von der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet.
Alle Informationen zu „Offen für Vielfalt“ finden Sie auf dem gleichnamigen Instagram-Kanal und unter
www.offenfuervielfalt.de.