Summer of Pioneers
Der Gemeinschaftsgarten am Schloßberg: ein zauberhafter Ort
Gärtner*innen gesucht
Schon der schmale Weg von der Hans Staden-Allee hinauf mutet verwunschen und märchenhaft an. Für einen Augenblick wollen mir meine Augen Glauben machen, dass es hier gar nicht weiter geht. Wie im Märchen vom Dornröschen ist der Weg überwuchert mit Büschen und wildem Jasmin. Es duftet nach so vielen unterschiedlichen Sträuchern, Blumen und Kräutern. Ich sehe einige Schrebergärten, die wohl schon seit Jahrzehnten nicht mehr bewirtschaftet worden sind. Am Wasserhäuschen rechts ab auf einen kleinen Stichweg geht es den Hang am Schloßberg ein Stück hinunter. Ich stehe vor einer alten verrosteten Eingangspforte. Ich zögere. Ist dies der richtige Weg und Eingang zum Gemeinschaftsgarten?
Die verrostete Eingangspforte wirkt zwar nicht sehr einladend, jedoch dahinter verbirgt sich ein Garten-Juwel. Erwacht wie aus einem Dörnröschenschlaf liegt der Garten vor mir. Ich betrete eine andere Welt. Die Atmosphäre ist zauberhaft und doch so vertraut. Das leidenschaftliche und liebevolle Gärtnern in der Vergangenheit ist an vielen Stellen im Garten noch ablesbar. Garten-Utensilien stehen dort, als wären sie vor kurzem noch benutzt worden. Und in der Tat, einige der alten Gartengeräte wurden vor kurzem wieder in die Hand genommen, neue kamen hinzu. Von einer Pionierin oder einem Pionier. Anna Groos, Johanna Heide, Tobias Kauer und viele andere Mit-Pionier*innen arbeiten seit Wochen in dem Garten.
Gemeinschafts-GärtnerInnen gesucht
„Es wäre schön, wenn wir noch Menschen aus der Altstadt finden, die keinen Garten haben und sich im Gemeinschafts-Garten verwirklichen möchten. Wer Interesse hat mit zu gärtnern, trifft die Pioniere donnerstags beim Wochenmarkt am von ihnen errichteten Holz-Kubus.“, sagt Tobias Kauer. Außerdem soll in diesem Sommer im Garten vieles stattfinden. Ein Sprach-Café in Kooperation mit dem Internationalen Bund (IB) beispielsweise und vieles mehr sei geplant, worauf sich die Homberger jetzt schon freuen können, berichten die drei Pioniere. Dabei sei das Hochbeet am Marktplatz, dass sie jetzt mit Johannisbeere, Schnittlauch und Basilikum bepflanzt haben, eine Art „Brücke“ oder Hinweis auf den Gemeinschafts-Garten am Schloßberg. Damit viele den Weg in den Garten und zu den Veranstaltungen finden, soll es einen Wegweiser in Form von Schildern geben.
Raum für gemeinschaftliche Aktionen und Veranstaltungen
So ist im Garten vielfältige Pionierarbeit gefragt. Der ursprünglich gepflegte Garten wurde der zunehmenden Verwilderung entrissen. Die ehemals freie Gartenfläche musste von Unkraut und kleinen Büschen befreit werden. Neue Gartenbeete wurden angelegt und mit Kopfsalat und anderen Gemüsesorten bepflanzt. Tomatenpflanzen wurden in den Halbschatten gesetzt und in einer Kräuterspirale wachsen frische Kräuter für einen Salat. Zur Pionierarbeit gehören auch die vielen gemeinschaftlichen Aktionen in Form von Veranstaltungen, für die der Garten genau den richtigen Rahmen bietet.
Es ist wie ein Erwachen nach langer Zeit. Das verwunschene Stück Land im Wald wird seiner ursprünglichen Bestimmug zurückgegeben und diese wird noch erweitert. Neben dem Gartenhaus verfügt das Gartengrundstück über zwei Nebengebäude, die als Unterstände für Gartengeräte und Gartenmöbel dienen. Auch sie verfügen über eine ganz eigene Ausstrahlung.
Der Garten ist ein Rückzugsort und Treffpunkt
Für die Pioniere ist der Garten auch ein Rückzugsort. Nach getaner Arbeit am PC ist der Gemeinschafts-Garten ein willkommener Treffpunkt, um miteinander ins Gespräch zu kommen, etwas zu pflanzen, zu pflegen und schließlich auch zu ernten. Und das Geerntete dann vor Ort (oder zuhause) zu einem Salat zu verarbeiten oder bei einem Picknick gemeinsam zu verspeisen. Hier kann man entspannen, sich entschleunigen und den Stress des Alltags vergessen. Genau das, was eine Cittaslow wie Homberg (Cittaslow=entschleunigte Stadt) ausmacht. Von Uwe Dittmer